Die Ausstellung zeigt anhand historischer und aktueller Beispiele, wie eine zunehmende politische Polarisierung zur Spaltung und zum endgültigen Ausschluss einzelner Gruppen aus der Mehrheitsgesellschaft führen kann. Ausgangspunkt der Ausstellung ist die Romanverfilmung „Die Stadt ohne Juden“ von 1924. Einzelne Filmszenen visualisieren die schrittweise Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung während des Aufstiegs und der Etablierung der NS-Bewegung in den 1920er und 1930er-Jahren. Ergänzt durch den Blick auf aktuelle Entwicklungen werden Geschichte und Gegenwart zueinander in Bezug gesetzt.
Zur Gestaltung:
Der kontinuierliche Prozess des Ausschlusses wird durch die sich schrittweise verändernden Wandmodule der Ausstellungsarchitektur sichtbar gemacht. Die freistehenden Module nehmen je nach Inhalt des Kapitels unterschiedliche Formen an: von der offensten und „leichtesten“ Struktur, die für den ersten Teil der Polarisierung steht, bis zu der engsten und „schwersten“ Struktur, die für den letzten Teil des Ausschlusses steht.
Die räumliche Wahrnehmung wird durch die Veränderung der sich allmählich absinkenden Durchgangshöhe und der gleichzeitig immer breiter werdenden Dächer beeinflusst. Um die letzten Strukturen zu durchqueren, müssen sich die BesucherInnen entweder beugen oder einen kleinen Umweg machen.
Die Proportionen der Module sind stark vom Werk der polnischen Bildhauerin Katarzyna Kobro mit deutsch-lettischen und russischen Wurzeln inspiriert. Aufgrund ihrer Herkunft litt Kobro unter dem Krieg im Exil und verlor die meisten ihrer Skulpturen, die von den Besetzern auf den Schrotthaufen geworfen wurden. Obwohl wenige Werke ihrer Arbeit bis heute überlebt haben, ist Kobro zweifellos eine der Schlüsselfiguren der zentraleuropäischen Avantgarde-Bewegung. Ihre räumlichen Kompositionen, die auf dem Raum-Zeit-Rhythmus basieren, werden als funktionales Modell eines sozialen Lebens verstanden.
Als Ausgleich zu den oben beschriebenen, komplexen Formen wurden für die Ausstellung klare und natürliche Materialien ausgewählt, um auch der üblichen kühlen Ästhetik von Ausstellungen über die Zeit des Nationalsozialismus ein Stück weit entgegenzuwirken. Die unbearbeitete Birkenholzoberfläche in Kombination mit Wollfilz soll den BesucherInnen ein angenehmes Raumerlebnis bescheren, ohne aber ein Gefühl von Komfort entstehen zu lassen.
Die Absicht bei der Wahl der Materialien und dem damit erzeugten Kontrast war es, den BesucherInnen zu ermöglichen, die Inhalte der Ausstellung besser verdauen zu können.