Seit mittlerweile fünf Jahrzehnten steht der steirische herbst für aufsehenerregende Positionen, die grundsätzliche Fragen zur Rolle der Kunst in der Gesellschaft aufwerfen. Kunstschaffende und Intellektuelle revoltierten mit progressiven Projekten gegen Traditionen, die von Deutschnationalismus, Faschismus und dem beredten Schweigen der unmittelbaren mörderischen Vergangenheit geprägt waren, und lösten damit zum Teil enorme Reaktionen und Debatten aus.
Eine Sonderausstellung im GrazMuseum erzählt, wie sich das Festival von einer „repräsentativen Zusammenfassung der künstlerischen und wissenschaftlichen Kräfte des Landes Steiermark“ (herbst-Gründer Hanns Koren) zu einer Plattform für zeitgenössische Kunst mit internationaler Strahlkraft entwickelte. Die Ausstellung betrachtet die gesellschaftspolitische Funktion des steirischen herbst und seines Programms vor dem Hintergrund der jeweiligen Entstehungszeit und befragt das sich stets frei in Stadt und Region bewegende Festival nach seinen Spuren im öffentlichen Raum und seinem Nachhall in Kunst, Kultur und Bevölkerung. Ein Videoraum lädt dazu ein, eigene Erinnerungen an das Festival aufzunehmen und dabei ein Stück Festivalgeschichte mitzuschreiben.